Analyse eines populären Comics1
DuckTales: kolonialistisch und neoliberal
Onkel Dagobert als Repräsentant der globalen Weltwirtschaft

 

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Schon der Titel dieses Comics beinhaltet negative Vorurteile über indigene Bevölkerungen (so schon die Verbindung des Wortes 'Kult', das für zivilisationsferne Regionen steht und der Faulheit). Entsprechend westlicher Klischees wird der Leser zunächst an seine Vorurteile gegenüber anderen Kulturen erinnert.  

Der "Weltkonzern" gehört natürlich dem Westler und US-Amerikaner Dagobert Duck, Besitzer eines gigantischen Speichers voller Goldtaler in der Stadt "Entenhausen". Duck hat auf seinem Globus Glühbirnen für alle von ihm kontrollierten Standorte anbringen lassen.       
Der Kapitalist Onkel Dagobert verfügt also überwiegend über Rohstoff-Förderanlagen. Ganz im Sinne der Ausbeutung der Dritten Welt durch Konzerne ökonomisch dominierender Länder ist dies ein mit unserer Realität übereinstimmendes Bild. Die „Terms of Trade“ sorgen dafür, daß sich die Ausgebeuteten nicht weiter entwickeln können, wohingegen die dominanten Nationen bzw. die ausbeutenden Unternehmen prosperieren.

Obwohl Dagobert bereits über mehr Geld verfügt, als er jemals ausgeben könnte, darf es für ihn keinerlei Verzögerungen oder Einschränkungen in der Produktion geben, ebenso wie es in unserer realen neoliberalen Gesellschaft kommuniziert würde.

 

Trotz Computers weiß Onkel Dagobert seltsamerweise überhaupt nicht, was los ist und muß absurderweise persönlich vorbeischauen.
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Wie das Schild zeigt, ist das für die Ausbeutung der lokalen Ressourcen verantwortliche Unternehmen so allumfassend dominant, daß es schon auf dem Ortsschild genannt wird, ganz so, als gehöre dem Investor Dagobert Duck gleich die ganze Insel.

 

Man erkundet die Insel und findet schließlich die indigenen Bewohner vor.
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Die „Eingeborenen“ werden also erst einmal bespitzelt, anstatt einfach vorher angerufen zu haben. Dies ist ein Hinweis auf die totale Unterentwicklung des Lebens dieser Menschen. Nicht einmal Telephon oder Computer für die direkte Kommunikation scheinen vorhanden. Die "Eingeborenen" werden als glücklich und arm dargestellt. Einerseits leben sie ihr traditionelles Leben in Lehmhütten und scheinen Brauchtum zu pflegen, andererseits sind sie aber von einem Weltkonzern abhängig. Es ist nicht erkennbar, daß sie aber Geld von diesem Konzern erhalten würden, jedenfalls nicht so viel, als daß sie sich Technologie, Infrastruktur oder modernere Häuser leisten könnten.

Anstatt nun einfach nachzufragen, was denn los sei, meidet man den direkten Kontakt zu den Eingeborenen. Zumindest bei Dagobert Duck scheint ein grundsätzliches (kulturelles) Mißtrauen diesen Menschen gegenüber zu bestehen.

 

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Der neoliberale Dagobert Duck akzeptiert natürlich keine Ruhezeit oder einen gesunden Tagesrhythmus. Wenn er seine Gewinne gefährdet sieht, wird auch in der Nacht gearbeitet.

 

Man findet einen "Medizinmann" vor, der zur Aufklärung der Geschehnisse beitragen kann.
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Der Indigene wird hier als etwas naiv dargestellt, weil er (wie auch die anderen) einfach den Männern geglaubt hat, die angekommen sind und eine offensichtlich absurde Botschaft übermittelt haben.
Auch das Märchen, daß man nun bezahlt Urlaub nehmen könne, zeigt, als wie naiv und gutgläubig die indigene Bevölkerung hier dargestellt wird. Dies sind westliche Standardklischees. Die West-Verbrecher führen für die Ureinwohner einfach einen Kult ein („Tu-Nichts-Kult“), der mir nichts, dir nichts übernommen wird.

 

Man untersucht also die Vorgänge rund um das beschriebene "Verbrechen"...
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Bezeichnenderweise sind die Panzerknacker auch westliche Verbrecher, die den anderen, juristisch legitimen, westlichen Dieb beklauen.
Alle, die Initiative zeigen und Innovationen hervorbringen, ob nun in Form von Verbrechen oder Geschäftssinn, sind hier Menschen aus der westlichen Welt. Die einheimische Bevölkerung wird als passiv dargestellt, die nur auf Impulse und Anregungen von außen reagiert.

 

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"Stehlen diese Panzerknacker alle unseren Perlen!" Diesen Satz muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Natürlich bestehlen sie in dieser Darstellung nur den Kapitalisten Dagobert und nicht die indigene Bevölkerung, die ausgebeutet und arm in Lehmhütten haust.
Diese Einheimischen zeigen nun absurderweise Engagement darin, einen Diebstahl aufzuklären, obwohl offensichtlich ist, daß sie davon nichts haben und in Wirklichkeit sie die Beklauten sind. Sie lassen sich, über die normale Ausbeutung ihres Arbeitsalltags hinaus bereitwillig noch stärker für die Interessen ihres Ausbeuters einspannen als bisher. Absurd.

 

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Mit grimmiger Überzeugung überwältigen die Ureinwohner der Insel die "Verbrecher". Die riesige Menge an Perlen zeigt, über wie viele Reichtümer die Insel eigentlich verfügt und wie wenig davon bei der einheimischen Bevölkerung ankommt. Den Verbrecher Dagobert Duck hingegen erkennen sie angeblich nicht als solchen.

 

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Die indigene Bevölkerung kann es in dieser Darstellung gar nicht abwarten, wieder an die Arbeit gehen zu können. Kein Wort von schlechten Arbeitsbedingungen, Armut – oder eben dem Umstand, daß sie in der Zeit des Perlenraubs gar nichts tun mußten und dennoch bezahlt wurden, die Situation also ein Rückschritt ist. Weshalb sollten sie nun also wieder an die Arbeit gehen wollen? Unlogisch!    
Sogar das Schiff der "Panzerknacker" nimmt der Großkapitalist ohne Notwendigkeit mit, anstatt es der einheimischen Bevölkerung zu lassen. Ihre Interessen werden nicht einmal im Nebensatz thematisiert.

Die Almosen, die der indigenen Bevölkerung für all ihren Einsatz und ihre naiv-altruistische Solidarität gewährt werden, ist daß sie "noch eine Weile  auf der faulen Haut liegen können". Sie kriegen also einen kleinen Sonderurlaub. An der eklatanten Ausbeutung ändert sich rein gar nichts. Wo die Ausgebeuteten in der Südsee durch Dagobert Duck ferngesteuert weiterhin nach Perlen tauchen, hat der Neffe Donald Duck schon eine Geschäftsidee verwirklicht und ist auch selbst zum Unternehmer geworden, der sein Kapital (das Boot) für sich arbeiten läßt:

 

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Fazit: Dieses Comic von Walt Disney stellt die krasse Ausbeutung ärmerer Länder durch (westliche) Großunternehmen als Selbstverständlichkeit dar und rechtfertigt sie damit in großer Klarheit. Grundlage dieser Darstellung ist offenbar die Annahme, daß die eklatanten Unterschiede bezüglich der Lebensqualität im Vergleich von Entwicklungsländern zu westlichen Ländern unproblematisch seien, daß die „Eingeborenen“ schließlich auch ohne die Vorteile einer fortgeschrittenen Zivilisation glücklich seien.
Sei es nun die moderne Medizin, eine mit ihr zusammenhängende höhere Lebenserwartung, komfortable Wohnhäuser, Infrastruktur, Technik oder andere Vorzüge des Lebens in industrialisiert, entwickelten Ländern, wird die Unzulänglichkeit des indigenen Lebens, die harte Arbeit ohne zu profitieren und die positive Einstellung der Ausgebeuteten zu den Ausbeutern dargestellt. Dieses Comic kann damit als klar kolonialistisch und neoliberal bezeichnet werden. Die Gewinne des Großunternehmens stehen klar über den Interessen der Arbeitnehmer, insbesondere in peripheren Regionen, die in der Regel sowohl aus dem Auge als auch aus dem Sinn scheinen.

 

 1 Quelle: "The Do-Nothing Cult" aus dem Magazin "Micky Maus", Band 49, 1987 (Ehapa Verlag). Weitere Informationen hier und hier.


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Gast - Jochen Bauer

10. Juni 2014:
Hallo,ich denke, jedem Leser von Duchtales ist klar, daß Dagoberts Methoden fragwürdig sind und er ein total egozentrischer, rücksichtsloser und ausbeuterischer Mensch ist. Auch die Autoren wollen ihn nicht verherrlichen, sondern stellen ihn als einen Teil der gesellschaftlic hen Realität dar, genauso wie jede andere Figur.Donald ist z.B so beliebt, weil er im Grunde anarchistisch ist und einen Gegenentwurf zu Dagobert darstellt.
Daß man dennoch eine Sympathie für Dagobert den Kapitalisten empfindet liegt an seiner im Grunde lächerlichen Selbstüberzeugt heit, ähnlich wie ein Louis de Funes, den ich als Schauspieler auch liebe und der äußerst fragwürdige Charaktere darstellte

  • Gast - Neoliberalyse.de

    10. Juni 2014:
    Hallo, ja und nein. Ich mag die Ducktales auch: Ein alleinerziehend er wenig erfolgreicher Vater mit drei Jungen. Ziemlich emanzipiert und politisch gesehen super. ABER: diese Folge hier ist einfach mal kolonialistisch . Das wird man ja mal feststellen können. Eine Differenzierte Diskussion ist wohl angebracht.

  • Gast - Jochen Bauer

    09. Juni 2014:
    Ich liebe die Lustigen Taschenbücher, deshalb tut uns einen Gefallen ihr Gutmenschen und Weltverbesserer : haltet Euch da raus und tobt Euch woanders aus. Da könnt ich kotzen.
    Selbst der dümmste Kapitalismuskri tiker müsste erkennen, daß in diesem Comic alles satirisch überspitzt dargestellt wird und nicht Partei für Neoliberalismus ergriffen wird.
    Im Übrigen: Wenn sich die sogenannten "Dritte-Welt"-Länder untereinander einig wären und nicht so korrupt, könnten sie die multinationalen Konzerne Ruckzuck vertreiben

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