Uni Hamburg Realsatire / Uni Hamburg
"Human Resource Management"
Neuer Studiengang an der Fachhochschule Hamburg AG  Universität Hamburg

 

Daß mit dem Wort "Humanressourcen" die Materialisierung des Menschen entsprechend der Maßstäbe des Neoliberalismus unternommen wird, scheint an der Uni Hamburg niemanden zu stören. Man richtet sogar einen Studiengang ein, der so heißt. Anstatt ihn "Personalmanagment" oder so zu nennen (was auch ein überflüssiger Studiengang wäre), soll es also dieser neoliberale Kampfbegriff sein. Wird da Dieter Lenzens Handschrift sichtbar?

 

Ziele

Das M.A. – Programm „Human Resource Management/Personalpolitik“ zielt auf eine berufliche Tätigkeit im Schwerpunkt Personal und soll zu einer eigenständigen Erschließung weiterer Problemstellungen auf wissenschaftlicher Grundlage befähigen. Es verfolgt einen gestaltungsorientierten, interdisziplinären Ansatz und bezieht Konfliktfelder und Kommunikationsprobleme zwischen verschiedenen Beteiligten und Interessengruppen ausdrücklich ein.

 

Dieses Studium hat das Ziel, für eine berufliche Tätigkeit auszubilden. Damit hat dieser Studiengang kein universitäreres Niveau und keinen angemessenen Anspruch, sondern möchte lediglich anwendungsbezogenen sein, wie es dem Studiengang einer Fachhochschule entspräche. Da hilft auch der zweite Teil des Satzes nichts , der versucht, das universitäre Niveau zu konstruieren ("wissenschaftlich", "interdisziplinär", "Konfliktfelder").

 

Die Arbeitsformen unserer Dienstleistungsgesellschaft unterliegen einem immer schnelleren Wandel zwischen neuen Chancen und alten Zwängen. Davon ist insbesondere die Ressource Arbeitskraft (Human Resource) betroffen mit der Folge einer ständigen Herausforderung für das Personalmanagement, die kollektiven Interessenvertretungen und die Politik. In den Unternehmen zählen die Potenziale menschlicher Arbeitskraft und die Verknüpfung von Arbeit und Lernen zu Schlüsselfaktoren betrieblicher Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit. Das gilt gleichermaßen für gewinnorientierte wie Nonprofit – Unternehmen. Dagegen stehen Arbeitsverwaltung, Gewerkschaften, Betriebs- und Personalräte oder Gleichstellungsbeauftragte vor der Aufgabe, möglichen Verwerfungen der Flexibilisierung gegenzusteuern. Dabei bieten Wissenschaft, Bildungseinrichtungen sowie Unternehmens- und Personalberatungen verschiedene Handlungskonzepte an. Eine Qualifikation in Human Resource Management und Personalpolitik bietet nicht nur in Personalabteilungen zahlreiche Einsatzfelder.Es wird der Titel „Master of Arts Human Resource Management/Personalpolitik“
verliehen
.

 

"Neue Chancen", "alte Zwänge" - durch die Verwendung dieser zwei unscheinbaren Wortpaare enttarnen sich die Autoren der Selbstdarstellung dieses Studiengangs: mit den alten Zwängen ist hier alles gemeint, was als unmodern gilt. Hierzu gelten traditionell staatliche Betriebe, starke Regulationen für die Wirtschaft und andere angeblichen "Hemmnisse" für das Wirtschaftswachstum.
Dagegen werden dann die "neuen Chancen" gestellt. Diese führten demnach zu einer Aufhebung von alten Blockaden - etwa indem die Wasserversorgung von staatlicher in private Hände übergeben wird, dadurch, daß der Kündigungsschutz und andere soziale Sicherungspolitiken zurückgefahren, oder daß Universitäten in Wirtschaftsunternehmen umgewandelt werden (die Studierende als Kunden gesehen werden und weniger ihre Interessen bezüglich freier Entfaltung und Bildung, als viel mehr die Interessen "der Wirtschaft" und "des Arbeitsmarktes" in den Vordergrund gestellt werden). 
Und nun wird also ein neuer Studiengang eingerichtet, um diesen neoliberalen Wandel der Gesellschaft zu begleiten und vermutlich auch um ihn weiterhin zu ermöglichen.

 

Zentrum für Personalforschung
Das Zentrum für Personalforschung am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg ist interdisziplinär ausgerichtet und bietet eine Plattform, um Forschungsaktivitäten aus unterschiedlichen Fachbereichen zu bündeln.
  [...] Das Zentrum für Personalforschung versteht sich als ein Netzwerk, das Forschungsaktivitäten bündelt, betreibt und fördert. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Einwerben von Drittmitteln zur Finanzierung der empirischen Forschung, sowie Intensivierung von Kontakten zu Experten aus der Praxis. Mitglieder sind neben den WissenschaftlerInnen, die am ZfP forschen, die Mitwirkenden des Masterprogramms grafik link„Human Resource Management – Personalpolitik“, das mit dem ZfP in enger Verbindung steht und Kooperationspartner aus der Wirtschaft. [...]

 

Das besondere Augenmerk auf der Einwerbung von Drittmitteln ist nur konsequent für einen solchen Studiengang, der letztlich vor allem Partikularinteressen von Wirtschaftsakteuren verfolgt. Die Drittmittel sollen die Forschung finanzieren und man kann vermuten, daß sie vor allem aus der Wirtschaft stammen werden. Damit ist dann auch schon mal garantiert, daß diese Forschung von selektiver Objektivität ist - ganz im Sinne der Auftraggeber. Unabhängige, freie und ergebnisoffene Forschung sieht wohl anders aus.

 

Forschungsprojekte

Aufstiegskompetenz von Frauen (Laufendes Projekt)

... "Entwicklungspotentiale und Hindernisse auf dem Weg zur Spitze“

Handlungsbedingungen und Handlungsfelder von Betriebsräten-(Laufendes Projekt)
... In Zusammenarbeit mit der BLC GmbH werden die Handlungsbedingungen und -felder von Betriebsräten in der Praxis analysiert. ...

Projekt AribA - Arbeitsrecht in der betrieblichen Anwendung 2007
Dieses Drittmittelprojekt untersucht den Einfluss arbeitsrechtlicher Rahmenbedingungen, wie z.B. durch den Kündigungsschutz oder das Teilzeit- und Befristungsgesetz auf das personalpolitische Verhalten in Betrieben...

Kompetenzmessung bei Mechatronikern und Zerspanungsmechanikern im Europäischen Qualifikationsrahmen 2007
Zur Erhöhung der europäischen Transparenz von Kompetenzen und der Mobilität von gewerblichen Fachkräften spielt der Europäische Qualifikationsrahmen eine wichtige Rolle...

 

Geschlechter-Gleichberechtigung wird ist im Neoliberalismus immer mit "Frauen müssen an die Spitze" verwechselt. Sie sollen also die Fehler einer patriarchalischen Gesellschaft nachahmen, anstatt Hierarchien, Ellenbogenbewußtsein und machohafte Aufstiegssucht zu durchbrechen und für eine neue, friedlichere zwischenmenschliche Kultur in der "Wirtschaft" zu sorgen.

Wer Handlungsmöglichkeiten- und Grenzen von Betriebsräten analysiert, der kann aus Arbeitgebersicht auch bessere Gegenmaßnahmen gegen den "Druck von unten" innerhalb eines Unternehmens finden. Auf der Internetseite der zuständigen BLC GmbH heißt es auch: "Unsere Jüngsten Mitarbeiter kennen weder Müdigkeit noch Gewerkschaft: vollautomatische Lasermaschinen der neuesten Generation." Lustig, nicht? Wie viel Handlungsmöglichkeiten diese Firma für Betriebsräte als angemessen ansieht, liegt wohl auf der Hand. Das Projekt AribA stößt ins selbe Horn.

 

Projekt ÖWAR - Öffentliche Wahrnehmung des Arbeitsrechts 2006
Das Arbeitsrecht ist stets Thema der öffentlichen Diskussion. Je nach konjunktureller Lage oder politischer Konstellation werden Varianten der Neuerung diskutiert, wobei in den Medien eine kritische Haltung zum Arbeitsrecht vorherrscht..

Projekt Hochschulmanagement 2006
Im Rahmen des Projekts Hochschulmanagement befassen sich Prof. Dr. Florian Schramm und Ingrid Zeitlhöfler mit den typischen personalpolitischen Aufgaben an Hochschulen. Als die vier besonders relevanten Aufgaben dürfen die Personalbedarfsplanung...

 

"Neuerungen" im Arbeitsrecht möchte das Projekt ÖWAR vorantreiben. Man ist betrübt, daß in den Medien eine "kritische Haltung zum Arbeitsrecht" vorherrsche. Damit ist vermutlich u.a. Ablehnung von "Neuerungen" wie etwa die Aufhebung des Kündigungsschutzes gemeint. Da sollte man schon mal forschen, wie man die Akzeptanz für derlei neoliberale Reformen bereiten könnte.

Zu guter Letzt wird das Projekt Hochschulmanagement vorgestellt. Wie das Wort schon sagt, wird die Hochschule hierbei als Wirtschaftsbetrieb aufgefaßt, der wie ein Unternehmen zu leiten sei.

Wir meinen: Der Studiengang "Human Ressources Management" ist ein überflüssiger Studiengang zur Untersuchung von Themen, die Unternehmen selber klären sollten, ohne dies auf Kosten sinnvoller Studiengänge in einer Universität erledigen zu lassen. Schön aber, daß man diese Aufgabe  nun in die Fachhochschule Universität auslagern kann.
Wenn schon neue Wirtschafts-Studiengänge aus dem Boden gestampft werden, sollte eher einer mit dem Namen "Lösungsfindungen für eine sozial verträgliche, ökologisch nachhaltige und egalitär-demokratische Wirtschaftsstruktur" gegründet werden!


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